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[Natürliches Waschmittel]: Rosskastanien – bitte sofort trocknen !

Es ist Herbst – Es ist Kastanienzeit… Für mich stand dieses Jahr fest, dass ich einmal testen will, ob und wie man  Waschmittel aus Rosskastanien herstellen – und verwenden – kann.

kastanien-waschmittel-rosskastanien

Die „Herstellung“ dieses vollkommen natürlichen und biologischen Waschmittels selbst ist denkbar einfach:

Kastanien werden etwas zerkleinert, mit etwas Wasser gemischt, geschüttelt und einige Stunden oder über Nacht stehengelassen (ca. 5-8 Kastanien auf 300 ml Wasser). In dieser Zeit haben die in der Kastanie befindlichen natürlichen Seifenstoffe (Saponine) genügend Gelegenheit, sich aus der Kastanie zu lösen und sich ins Wasser zu begeben. Diese -milchig aussehende-  Flüssigkeit siebt man dann ab und gibt sie mit der Wäsche in die Waschmaschine (in Wäschekugel oder in das Fach, in das man auch Flüssigwaschmittel einfüllt). So einfach ist das.

Und ich muss sagen: Das Waschergebnis fand ich bei meinen bisherigen Anwendungen (Buntwäsche 30°, Buntwäsche 60°, voll zufriedenstellend. Soweit so gut, also eine wirkliche Alternative zum gekauften Waschmittel aus dem Supermarkt.

Da die Kastanien-Sammelzeit jedoch sehr kurz ist und sich dieses „Kastanien-Seifen-Wasser“ nicht sehr lange aufbewahren lässt (ca. 2 Tage, dann wird es „Sauer“), muss man sich also überlegen, wie man dieses Waschmittel bzw. die Grundlage dazu haltbar machen kann. Einige Meinungen gehen dahin, dass man die Flüssigkeit quasi erhitzt und dann in Twist-Off-Gläser füllt – probiert habe ich es nicht, aber es würde mir auch zuviel Platz wegnehmen. Also habe ich mich für die Variante „Kastanien trocknen“ entschieden.

Doch was sich so einfach anhört, gestaltet sich dann doch etwas „tricky“ – so erging es mir also:  Zunächst einmal begab ich mich mit Körben und Eimern auf Sammeltour. Dazu habe ich es nicht weit, Kastanien gibt es dieses Jahr bei uns reichlich, und so hatte ich nach einer guten halben Stunde 14 kg Kastanien gesammelt. Das sollte für ein Jahr reichen, oder? 😉kastanien-sammeln-korb

Nunja, in diversen Anleitungen im Internet wird dazu geraten, die Kastanien möglichst frisch zu zerkleinern, da dies immer schwieriger und hartnäckiger wird, je trockener die Kastanien sind. Das ergibt Sinn, also ran an die frischen Kastanien…. Wow, was für eine Arbeit…! Ich fing an, einige Kastanien in einen Mixer zu werfen – das ging auch ganz gut und das „Kastanien-Saponinen-Wasser“ schäumte auch direkt wie verrückt, als ich zwei Esslöffel gemahlene Kastanien in etwas Wasser gab und schüttelte. Also scheinen gemahlene Kastanien zumindest mehr Saponine freizugeben, oder schneller…..?! .Aber ehrlich gesagt, hatte ich dann doch Angst um meinen Mixer, 14 kg Kastanien – das wäre wahrscheinlich dann doch nicht soo gut für Messer und Mixer, oder?  Also schied mahlen für mich aus….

Also klein schneiden.. – grob vierteln…: Mehrere Messer wurden probiert – aber die Schale ist schon wirklich hart, auch im frischen Zustand! Tochter B. holte schließlich einen Hammer und schlug damit das Messer in die Kastanie. Das ging ganz gut, und einmal halbiert, konnte ich sie dann mit einem anderen Messer auch noch einmal halbieren. Aber nur unter Einsatz der Handflächen, die nach vier Stunden und etlichen Kilos Kastanien entsprechend wehtaten…

kastanien-zerkleinern-hammer kastanien-zerkleinert-hammer

Die Kastanienstücke bzw. Viertel wurden auf Backbleche, Roste (mit Zeitungspapier ausgelegt) usw. verteilt, luftig, trocken, Zimerwärme, nicht doppelt und übereinander, sondern schön nebeneinander, luftig..kastanien-frisch-zerkleinert-fuer-waschmittelNun sollten sie trocknen, den Backofen wollte ich nicht wirklich bemühen, das sollte doch auch so gehen… Naja, zwei Bleche gab ich bei 50° dann doch in den Ofen. EIN GLÜCK! Denn : Nach zwei bis drei Tagen zeigte sich auf vielen Kastanien ein bräunlicher Belag … SCHIMMEL !: kastanien-gegammelt-geschimmelt-kk kastanien-geschimmelt-gegammelt-n

Hier einmal im Vergleich: links die „gesunden“ Kastanien, rechts die geschimmelten Kastanien:

kastanien-gegammelt-geschimmelt-k2016-10-14-006 kastanien-gegammelt-geschimmelt-co

Oh Oh…. Also nix mit trocknen an/unter der Heizung, in der Wohnung… Schnell die noch guten und einwandfreien Kastanien herausgesucht und ab in den Backofen damit ! :

kastanien-trocknen-backofen-1

Aber ein Drittel habe ich verloren :-(. Wenn ich an die Arbeit denke…  Naja, „Versuch macht klug“, unter Erfahrung abhaken und wenigstens den Tipp an andere weitergeben, die evtl. Ähnliches vorhaben:

Kastanien SOFORT richtig trocknen – WARM. Entweder im Backofen, AUF der Heizung (kleine Mengen), oder oder. Lasst Euch etwas einfallen, damit Ihr die Kastanien möglichst schnell trocken bekommt. 

Getrocknete Kastanien übergießt man übrigens am besten mit heißem Wasser und nimmt evtl.eine bis zwei Kastanien mehr, da sich entweder nicht mehr so viele Saponine in den getrockneten Früchten befinden oder sie sich zumindest schwerer lösen.

Fazit: Im nächsten Jahr werde ich sie vielleicht doch noch etwas mehr zerkleinern (mit einem Hammer oder Stein, outdoor), dann trocknet die Masse sicherlich schneller und einfacher.

Die Menge, die ich nun habe, reicht nun sicherlich noch bis nächstes Jahr, allerdings werde ich nicht jede Wäsche damit waschen, sondern zwischendurch auch mit „normalem“ Waschmittel.

Übrigens: Ohne Schale lassen sich die Kastanien ganz leicht schneiden, kein Problem, dass Innenleben ist weich. Aber die Schale abzubekommen ist eine mindestens genauso große Herausforderung wie das Zerkleinern . Es ging ganz gut mit einem Sparschäler, soweit man von „gut“ sprechen kann, auf jeden Fall war es für mich die „beste“ Variante des Schälens…

kastanien-schaelen-sparschaeler kastanien-schaelen-k Schälen sollte man die Kastanien für weiße Wäsche – so steht es zumindest in den diversen Anleitungen. Allerdings habe ich nur wenige Kastanien geschält, es war mir zu mühsam und weiße Wäsche werde ich eben vorerst weiterhin mit gekauftem Waschmittel waschen.

Habt Ihr schon Erfahrungen mit Waschmittel aus Kastanien gemacht ?- Erzählt doch mal…

Ich befinde mich ja noch in der „Testphase“, z.B. habe ich einmal zum Absieben der Flüssigkeit ganz einfach einen alten Strumpf über das Glas gestülpt, die Flüssigkeit in den Waschmittelbehälter gegeben und den Strumpf samt Kastanienstücken in die Waschtrommel, damit es dort noch einmal ordentlich schäumen konnte. Aber ich bin nicht sicher: Immerhin blieb der Strumpf samt Inhalt auch im Spülgang in der Maschine bei der Wäsche…?! Was sagt Ihr dazu … ?

kastanien-waschmittel-s

Außerdem habe ich den Zusatz eines Duftöls probiert, da die Wäsche  nach dem Waschen mit dem Kastanienwasser geruchlos ist. Bei der nächsten Wäsche habe ich einige Tropfen reines Lavendelöl mit ins Wasser gegeben. Es hat wunderbar gerochen, als ich die Wäsche aus der Maschine holte und aufhing. Als ich sie allerdings am nächsten Tag abnahm und bügelte, war der Geruch bereits restlos verflogen. Also werde ich mir das mit dem Duftöl künftig sparen.

Übrigens: Mehr über Waschmittel aus Rosskastanien gibt es HIER

Nachtrag 30.09.2018:  Inzwischen wasche ich nun seit zwei Jahren mit Kastanien: Ich verwende die Kastanien, indem ich eine Handvoll getrocknete, grob zerkleinerte Kastanien in ein Twist-Off-Glas mit Wasser gebe, gut durchschüttle, evtl. noch ein bis zwei Stunden stehen lasse, noch einmal durchschüttle, dann das Wasser (ohne Kastanien!) direkt in das Waschmittelfach gebe. Funktioniert super. Die Kastanien verwende ich mindestens zweimal, manchmal auch 3x, man sieht ja, ob und wieviel es beim Schütteln noch schäumt ;-).

Allerdings verwende ich zwischendurch auch „normale“ Waschmittel, z.B. für Weißwäsche, oder  je nach Verschmutzungsgrad.

Herbstliche Grüße von Birthe 🙂

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20 Kommentare zu “[Natürliches Waschmittel]: Rosskastanien – bitte sofort trocknen !

  1. Pingback: Waschen mit Kastanien – 3 Jahre Erfahrung… | Birthes bunter Blog-Garten

    • Hallo Petra,
      das kommt auf die Kastanien an …Ich habe sie dieses Jahr ca. 4 Stunden im Backofen bei 50° vorgetrocknet, dann auf einem Blech ausgebreitet und sie noch einmal eine Woche auf dem Speicher nachtrocknen lassen. Dann abgefüllt.
      Testweise hatte ich eine „Portion“ ohne Backofen-Vortrocknen auf einem Blech auf dem Speicher für 1 Woche liegen lassen – ging auch sehr gut, allerdings war es vor zwei Wochen, als es tagsüber noch etwas wärmer war und sich der Speicher ganz gut aufgewärmt hatte ;-).
      Liebe Grüße, Birthe

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  2. Pingback: Ende ! Jetzt ist es genug…!? | Birthes bunter Blog-Garten

  3. Pingback: Waschmittel aus der Natur – Haus und Beet

  4. Ich habe so ein messer was wie ein kleines Hackebeil aussieht. Wenn man das so ansetzt, dass nix nehr wackeln kann und dann mit beiden Händen das Messer runterdrückt geht es gut. Dsnach habe ich eine elektrische Küchenmaschine ausprobiert, so eine wo man verschiedene Scheiben einsetzen kann. Das geht superschnell und macht tolle kleine Stäbchen

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  5. Hallo Birthe,
    eine tolle Idee mit Kastanien zu waschen…mir kam beim lesen spontan die Idee die Kastanien mit einem Gartenhäcksler zu schreddern…werd ich diesen Herbst mal probieren
    LG Uschi

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  6. Ich wasche jetzt auch mit Kastanien. Das Zerkleiner kleinen Mengen erledige ich mit Mixer und wenn ich die Stücke haben will – dann mit dem Häcksler, bei grösseren Mengen. Allerdings die frischen Kastanien geben zu viel nach und die Stücke sind ziemlich groß. Ich sehe später, wie es mit getrockneten Kastanien geht….

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  7. Pingback: selbst.gemacht statt selbst.gekauft – Kastanienwaschmittel für den Vorrat | widerstandistzweckmaessig

  8. Das finde ich jetzt wirklich spannend. Auf diese Art hätte die Sammelwut meiner Kinder in Bezug auf Kastanien ja direkt noch etwas Gutes. Ich werde mir das mal merken. Vielen Dank für diesen etwas verrückten Tipp.

    Gruß
    Llewella

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  9. Ich frage mich spontan, ob man wohl Rosskastanien ähnlich schälen kann wie Maroni – also nur die Schale anritzen, dann backen, bis sich die Ränder der Schale wellen, und dann die brüchig gewordene Schale entfernen? Dann sollte das Innenleben ja auch schon trockener sein… allerdings darf es sicher nicht zu sehr gebacken sein, sonst gehen die Saponine wieder kaputt. Schade, dass man so etwas immer selbst ausprobieren muss, weil es so wenig Erfahrungswerte gibt…
    Jedenfalls danke für den interessanten Bericht!

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    • Das ist vielleicht tatsächlich einen Versuch wert. Allerdings bin ich -genau wie Du – skeptisch, ob nach der starken Erhitzung und Trocknung nicht viele Saponine „verfliegen“… Danke für Deinen Kommentar und liebe Grüße, Birthe

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